Parkhaus West in Freising

Bebauungsstudie für die Stadt Freising

 

 

Hintergrund
Für die optimale verkehrstechnische Erschliessung und Versorgung der Innenstadt Freisings werden insbesondere im Hinblick auf das anhaltende starke Wachstum von Einwohnerzahl und Fläche innenstadtnahe PKW Stellplätze benötigt. Nachdem im Osten der Stadt bereits mit einem Parkhaus für Entlastung gesorgt wurde, konzentrieren sich die Bemühungen nun seit Jahren darauf, ein passendes Angebot westlich der Innenstadt zu schaffen. Hierfür hat die Stadt Freising vor einigen Jahren ein Grundstück bestehend aus den Flurstücken 1087, 1643/13 und 1093 gekauft. Das südlich angrenzende Grundstück (Flurstücke 1085/1 und 1085/2) ist im Besitz der islamischen Gemeinde Freising und soll mittelfristig mit einem Gemeindezentrum bebaut werden. Hierfür wurde im Jahr 2019 bereits von der Stadt Freising eine Bebauungsstudie in Auftrag gegeben, um prüfen zu lassen, ob sich die Interessen der Stadt und die Interessen der Gemeinde nicht verbinden lassen könnten. Neben der Festlegung der Baugrenzen und Wandhöhen war eines der wichtigsten Ergebnisse der Studie, dass das Programm des Gemeindezentrums nur durch eine über die gesamte Länge des Gebäudes durchlaufende Grenzbebauung im Sinne einer Kommunwand sinnvoll untergebracht werden kann. Vor zwei Jahren wurde noch davon ausgegangen, dass der eingangs beschriebene Stellplatzbedarf durch eine zweigeschossige Tiefgarage gedeckt würde, die sich großflächig sowohl unter dem Gemeindezentrum als auch unter der noch nicht näher definierten oberirdischen Bebauung auf dem städtischen Grundstück befinden sollte. Nachdem diese Bebauungsstrategie jedoch auf Grund befürchteter eigentumsrechtlicher und bautechnischer Schwierigkeiten nicht weiter verfolgt wurde, soll nun im Rahmen der aktuellen Bebauungsstudie geprüft werden, ob und wie der Bedarf an Stellplätzen allein auf dem städtischen Grundstück abgebildet werden kann.


Städtebau
Die beiden beiden Gebäude von Gemeinde und Stadt bilden zusammen einen neuen Stadtblock, dessen Konturen entlang der Gebäudefluchten der angrenzenden Bebauungen zugeschnitten sind. Damit wird auch der Straßenraum der Wippenhauser Straße - insbesondere im Hinblick auf die südlich des Areals geplante zerklüftete Gebäudeanordnung - wieder gestärkt. Die beiden Gebäude stehen an der von Ost nach West durchlaufenden Grundstücksgrenze „Rücken an Rücken“ und bilden hier eine durchlaufende, 11 Meter hohe Brandwand aus. Das gegenüber der Wippenhauser Straße gelegene Grundstück bleibt im vorliegenden Bebauungsvorschlag frei, damit die alte Stadtmauer und damit der Rand der Kernstadt von Freising erkennbar bleibt. Um den Gehweg an der Wippenhauser Straße angemessen zu verbreitern, springt die neu geplante Gebäudeflucht um einen Meter gegenüber der jetzigen Bebauung zurück. Der neue Block hat gemäß seiner innerstädtischen Lage vis-à-vis der Altstadt und auf Grund des umfangreichen Raumprogramms eine durchgehende Wandhöhe von 11 Metern. Optional könnten bei angemessener Gestaltung (hier: geschlossene Wandflächen mit Fortführung der detailliert gestalteten Klinkerfassade) und funktionaler Belegung (hier: Gebetssäle) an geeigneten Stellen Hochpunkte gesetzt werden, bei denen dann die umlaufend auf gleicher Höhe verbleibende Attika (durchschnittliche Wandhöhe von 11,0 Metern) um einige Meter verspringen würde. Dies würde unter Umständen dafür sorgen, dass der Sonderstellung eines Gemeindezentrums als Ort des gesellschaftlichen und sakralen Lebens in Freising Rechnung getragen wird. Die Ergebnisse der Bebauungsstudie sind in diesem Sinne als konzeptionelle Grundlage für die Einleitung eines Bauleitverfahrens mit Aufstellung eines Vorhaben bezogenen Bebauungsplanes zu verstehen.


Funktion
Die insgesamt 134 Stellplätze werden auf neun Ebenen untergebracht, die halbgeschossig versetzt und durch jeweils zwei Rampen mit der nächst höher gelegenen und nächsten tiefer gelegenen Ebene verbunden werden. Der interne PKW Verkehr wird durch die Anordnung der Rampen so gesteuert, dass beim regelgerechten Betrieb des Parkhauses Gegenverkehr und Rangierverkehr (Sackgassen) und damit ein Großteil der potentiellen Unfälle vermieden werden können. In Verbindung mit einem elektronischen Parkleitsystem wird dem Benutzer des Parkhauses die allgemeine Orientierung und die Auffindbarkeit eines freien Stellplatzes erleichtert. Das ist insbesondere im vorliegenden Fall wichtig, da das Haus über die Woche und den Tag von unterschiedlichen Nutzergruppen belegt werden wird (z.B. Berufstätige unter der Woche, Touristen am Samstag und Sonntag, Moscheebesucher am Freitag). Durch die vorgeschlagene, doppelte Ausführung der Schrankenanlagen sollen interne und externe Rückstaus vermieden werden. Stellplätze für besonders zu schützende Nutzergruppen werden im Erdgeschoss angeboten. Stellplätze für Elektrofahrzeuge mit integrierten Ladestationen finden auf Grund der höheren Brandlasten und elektrotechnischen Erschliessung ihren Platz in den beiden Ebenen unterhalb des Geländes. Auf Grund der offenen Bauweise ist in den oberirdischen Ebenen des Gebäudes eine Fluchtwegslänge von bis zu 50 Metern zum nächsten notwendigen Treppenhaus zulässig. Das Rampensystem darf hierbei als zweiter baulicher Rettungsweg angerechnet werden. Daher kommt das Gebäude mit nur einem Haupttreppenhaus aus, das zur östlich gelegenen Innenstadt hin platziert ist. Lediglich die beiden unterirdischen Ebenen des Parkhauses (E-01 und E-02) können nicht in offener Bauweise erstellt werden und erhalten deshalb jeweils einen eigenen Notausgang ins Freie. Die barrierefreie Anbindung der Stellplätze erfolgt über einen Aufzug, der mit Hilfe einer Durchladerfunktion alle neun Ebenen anfahren kann. Im Erdgeschoss befindet sich der Eingangsbereich mit Ticketautomaten und Informationstafeln. Falls öffentliche WC-Anlagen integriert werden sollen, können diese sinnvoll unter dem Eingangsbereich vorgesehen werden.


Gestaltung
Das Gebäude führt nicht nur die Wandhöhe und Wandfluchten des Gemeindezentrums weiter sondern nimmt auch auch bei der Fassadengestaltung grundlegende Attribute wie Massivität, Materialien und Farbgebung auf und interpretiert diese gemäß den funktionalen Anforderungen neu. So wird der langformatige, beige Klinker gestalterisch so eingesetzt, dass einerseits der Eindruck eines geschlossenen Baukörpervolumen vermittelt und andererseits die für die offene Bauweise notwendige, großflächige Belüftung des Innenraums gewährleistet wird. Die auf Lücke gemauerten Steine sorgen zudem auch für eine Grundversorgung mit Tageslicht im Innenraum der Parkdecks. Die Parkdecks selbst sind zusammen mit den aufgehenden Bauteilen des Rohbaus in Stahlbetonbauweise in Sichtbetonqualität vorgesehen. Im Sinne einer komfortablen Nutzung (Ein- und Ausparken) des Parkhaus wird eine stützenfreie Überdeckung der Parkflächen angestrebt. Im Rahmen der Studie wird vorgeschlagen, diese Zielsetzung mit vorgespannten Rippendeckenelementen zu erreichen. Dadurch würde sich gleichzeitig ein sinnvolles Entwässerungskonzept ergeben, bei die Parkebenen zu den Stellplätzen hin entwässert werden. Farhrspuren und Stellplätze werden asphaltiert und Markierung farblich monochrom, aber im Helligkeitswert deutlich abgesetzt. Sicherheitsrelevante Bauteile wie Anprallschutz und Schrankenanlagen werden Signalgelb beschichtet. Beleuchtung, Parkleitsystem und Beschilderung sind für den Gebrauch essentielle und visuell im Vordergrund stehende Applikationen und müssen sorgfältig ausgewählt und platziert werden. Darüber hinaus wird empfohlen, die Kunstlichtplanung durch einen entsprechenden Fachplaner begleiten zu lassen.