Quellfels

Einsemestriger Entwurf am Lehrstuhl für Raumkunst und Lichtgestaltung

Prof. Hannelore Deubzer, Assistent Rudolf Graf

Die TU-Garching wurde im Zuge der Auslagerung der ursprünglichen TU-München  als große, weitläufige Parklandschaft konzipiert. So sollten auf der weiten Ebene nördlich von Garching im Laufe der schrittweisen Umlagerung ein Konglomerat aus Gebäuden verschiedensten Dimensionen und Formensprachen entstehen. Die in sich mehr oder weniger schlüssigen und auch teilweise architektonisch ansprechenden Gebäudekomplexe sind jedoch fast ohne jeglichen Bezug auf den Ort, den Baubestand oder auf die eigentliche Idee des Parks plaziert worden. Auch die Straßen und Wegeführung innerhalb der Campuslandschaft und ihrer anscheinend beliebig gesetzten Begrünung können die städtebauliche Situation nicht verbessern.

So entsteht ein Nebenher der einzelnen Gebäude, die durch Freiräume getrennt werden, die weder gefaßt, noch gelenkt werden. Eine Mitte wird zwar durch die Mensa mit ihren Terrassen und dem neuen in seinen Dimensionen etwas entgleisten Platz gewollt, jedoch baulich nicht erreicht.

 

Infolge der beschriebenen städtebaulichen Situation wird ein Ort erzeugt, an dem der Raum, die Ebene hindurchläuft. Es fehlen Dichte, Geschlossenheit und Verbindlichkeit. In Verbindung mit infrastrukturellen Versäumnissen wie der fehlender U-Bahn-Anschluss und die nicht vorhandenen Einkaufsmöglichkeiten, wird erreicht, daß sich in der Universitätslandschaft kein arbeitender oder studierender Mensch länger aufhält, als es für die reine Arbeit nötig ist.

 

Wichtig für die wissenschaftliche Arbeit aber auch für das Studium sind Räume und Zeiten des Nachdenkens und des Überlegens. Auch Orte der Stille und der Meditation können für den seelischen Ausgleich sorgen und letztlich auch das Konzentrationsvermögen des Menschen steigern.

So ist ein sakraler Raum, eine Campus-Kirche mit Räumen der Stille, des Nachdenkens und eben auch des Glaubens im Inneren sowie in den Außenanlagen nicht nur denkbar sondern auch wünschenswert für jeden Ort der gedanklichen Arbeit.

 

Mit dem Entwurf sollen im räumlichen und visuellen Einflußbereich der Kirche die oben beschriebenen Landschafts-räumlichen Schwächen des Parks gemildert werden und ein klar definierter aber offener Raum als Gegenpol zu den auf sich bezogenen umliegenden Gebäuden ausgeformt werden. Erreicht wird dies, indem der schon vorhandene Hain-artige Baumbestand nordöstlich der Chemie-Fakultät nach Osten und Westen erweitert wird und so zusammen mit dem Bach, der das ganze Universitätsareal umschließt, einen landschaftlichen Abschluß wenigstens im Norden des Geländes herstellt. Die Parkplätze, die sich dort noch befinden, können im Zuge der westlichen Erweiterung der TU-Garching in den neuen Bereichen konzentriert angelegt werden. Die Straßen und Fußwege in dem Bereich werden wegfallen oder im Sinne der Kirche verlegt. Der Bau ist so plaziert, daß sein Pylon-artiger Eingang auch von der geplanten U-Bahn-Station aus sichtbar sein wird. Wichtiger noch ist aber die entstehende direkte Blickbeziehung vom Speisesaal der Mensa mit dem Hain und dem darin liegenden Kirchenfels. So ist die Kirche im alltäglichen Studentenleben nicht unbedingt zwingend aber dennoch präsent und offen.

 

Alle Materialien sind so roh wie möglich zu belassen, jedoch sind exakte Verarbeitung und saubere Oberflächenbehandlung ausschlaggebend für die reduzierte Formensprache des Entwurfs. Für alle Raum bildenden Bauteile glatter Stahlbeton. Allein die Decke der Halle wir rauh verputz und hell gekalkt. Bodenbeläge, die eine Fließrichtung haben, wie in der Halle oder die beiden Hohlwege, bestehen aus schieferartigem gebrochenem Naturstein. Applikationen wie Türen aus lasierter Eiche. Die Lichtwand besteht aus leicht farblichenMarmor. Das gesamte Wasserbecken und der Boden der Halle direkt an den Felswänden ist mit Kies belegt. Kleinere Gegenstände, wie Türgriffe oder Kerzenständer sind aus Stahl. So wird der strenge Raum auch in seiner Materialität unterstützt und auf das wesentliche beschränkt. Den Raum an sich und das ihn hervorbringende Licht.