Wohnanlage Bahnhofstraße 7 in Starnberg
Art: Mehrfachbeauftragung
Architekt: gerlachulm architekten GmbH
Visualisierung: juli Architektur & Design
Tätigkeit: Konzept, Entwurf und Ausarbeitung
Platzierung: 3. Preis
Städtebau & Freiraum
Für sie stadträumliche Setzung der Gebäude wird die „Variante D“ der Vorstudie gewählt. Die lockere Verteilung der Häuser bei fast durchgehende Ausrichtung zum See hin wird als äußerst vorteilhaft für die Unterbringung von gehobenen Wohnraum beurteilt. Auch können so gut proportionierte und nutzbare Außenräume zwischen den Häusern angeboten und gleichzeitig kurze Erschliessungswege angeboten werden. Adressierung, Versorgung mit Tageslicht und natürlicher Belüftung sind unproblematisch. Freiräume können auf Wunsch einzelnen Häusern zugeordnet werden. Die in der „Variante D“ vorgeschlagene Grenzbebauung wird schmaler ausgeführt, sodass das die einzelnen Häuser auch im Bereich des Anbaus frei stehen können. So bekommt auch die geplante Kindertagesstätte in den Vorzug besserer Belichtung und Belüftungsverhältnisse. Wie in der Auslobung gewünscht wird eine Fußgängerverbindung von der Dinardstraße zur Bahnhofstraße vorgesehen.
Funktionsverteilung & Interne Erschliessung Wohnhäuser
Die Wohnhäuser sind durchgehend dreigeschossig. Je nach Lage der Häuser in Bezug zur Tiefgarage entwickeln sich zwei unterschiedliche Erschliessungstypen. Bei den Häusern direkt über der Fahr- und Parkspur der Tiefgarage wird auf den Einbau eines Aufzuges und auf ein Untergeschoss verzichtet, um die Funktion der Garage nicht zu beinträchtigen. Die Wohnungen in diesen Häusern erhalten dafür ein etwas größeres und außenliegendes Bad. Die Häuser, die sich nicht direkt über der Tiefgarage befinden, werden jeweils mit einen Aufzug ausgerüstet, der alle Ebenen vom Untergeschoss bis ins Dachgeschoss barrierefrei verbindet. Die 70 qm Wohnungen selbst sind so zugeschnitten, dass neben einem Schlafzimmer mit Ankleide ein großzügiger Koch-, Ess- und Wohnbereich mit angegliedertem Freibereich angeboten werden können. Die Erdgeschosswohnungen erhalten über dem Bild einer Villa entlehnten Treppenanlagen direkten Zugang in den Garten. Alle Bäder sind mit Badewanne und Doppelwaschbecken ausgestattet. Auf Wunsch können zwei Wohnungen zu einer großen 140 qm Wohnung zusammen gelegt werden. In den Untergeschoss befinden sich neben den Technikbereichen die Abstellräume für alle 28 Wohnungen sowie bei Bedarf noch drei Fahrradabstellräume.
Funktionsverteilung & Interne Erschliessung Kindertagesstätte
Der Haupteingang der Kita befindet sich im eingeschossigen Teil der neuen Grenzbebauung. Von diesem Verteilerraum, der auch als Kommunikation und Multifunktionsfläche genutzt werden kann werden die drei Bereiche der Kita erschlossen: Kindergarten, Hort und Verwaltung. Die beiden Gruppen des Kindergartens werden im Erdgeschoss des zweiten Hauses untergebracht. Beide Gruppen erhalten wie im Programm der Stadt Starnberg gewünscht jeweils einen Gruppenraum, einen Nebenraum und ein Bad. Der Hort befindet sich im Erd- und Untergeschoss des neuen Anbaus. Hier werden die Flächenvorgaben der Stadt Starnberg voll eingehalten. Im Obergeschoss des Anbaus wird die Verwaltung mit Leitungsbüro und Personalbereichen untergebracht. Wie in der Auslobung gefordert wird die Tiefgarage von der Bahnhofstraße aus erschlossen und erhält ihre Ausfahrt zu Dinardstraße hin.
Konstruktion & Technik
Wirtschaftlichkeit, Langlebigkeit und geringer Wartungsaufwand stellen die grundsätzlichen Zielsetzungen aller konstruktiven und technischen Entscheidungen im Entwurfsprozess dar. Die Gebäude werden vom Erdgeschoss bis zum Obergeschoss in konventioneller Bauweise mit 37,5 cm dicken Ziegelwänden und Stahlbetondecken errichtet. Für die Dachgeschosse der Wohnhäuser wird die Verwendung von Vollholzelementen vorgeschlagen. Hierdurch werden einerseits die Bauzeiten für das zweite Obergeschoss und die Dachkonstruktion minimiert. Andererseits wird es durch diese Konstruktion möglich, für die oberen Wohnungen großzügigen Fassadenöffnungen mit raumhohen Verglasungen anzubieten. Unterirdische Bauteile wie Tiefgarage, Untergeschoss der Grenzbebauung sowie die Keller der drei Wohnhäuser werden durchgehend in wasserundurchlässigem Stahlbeton ausgeführt. Durch die Verwendung von dampfdiffusionsoffenen bzw. hinterlüfteten Konstruktionen für die Außenwände (Ziegel ohne WDV) und Dächer (Vollholzelemente mit Holzfaserplatten und Verschalung) werden neben der Einhaltung der aktuellen Vorgaben zur Energieeinsparung optimale Raumluftqualitäten gewährleistet. Alle Verglasungen werden als Dreifachisolierverglasung ausgeführt. Auf mechanische Belüftung kann dadurch durchgehend verzichtet werden. Als Heizung werden dezentrale Gasthermen vorgeschlagen, die kombiniert mit Flächen- heizungen einen sehr guten Wirkungsgrad erreichen. Häuser ohne Keller werden von den anderen Häusern mit versorgt. Alle Leuchten werden in LED ausgeführt. Eine Photovoltaikanlage auf dem Flachdach würde eine sinnvolle Ergänzung zum Energiekonzept darstellen.
Material und Gestaltung
Nachhaltige Gestaltung beginnt nicht erst bei der Auswahl von Oberflächen und Materialien. Gute Gestaltung beginnt beim Zuschnitt und Nutzbarkeit von Stadt- und Freiräumen und hängt stark von guten Belichtungsverhältnissen und Blickführungen ab. Im vorliegenden Entwurf wurde großer Wert auf die einfache aber sinnvolle Anordnung von Räumen, Türen und Fenstern gelegt, sodass sich z.B bei geöffneten Türen Blicke durch die gesamte Haustiefe ergeben. Wohnräume erhalten weiß gestrichene Wände und Decken und geölte Eichenholz Oberflächen für Parkett, Türen und Möbel. Bäder und Kochbereiche werden mit großformatigen anthrazitfarbenen Bodenfliesen und hellen Wandfliesen ausgestattet. Die Innenräume der Kindertagesstätte erhalten einen beanspruchbaren, leicht zu reinigenden Linoleumboden und ebenfalls weiße Decken und Wände. Lediglich die Rückwand des langgezogenen Multifunktionsbereichs wird farbig gestaltet. Bei der Fassadengestaltung wurde darauf geachtet, dass regional optisch und technisch bewährte Materialien und Details zum Einsatz kommen. Die Mauern der Wohnhäuser werden grob verputzt. Nur für die Faschen der Fensteröffnungen und für das horizontale Zierband zwischen Erd- und Obergeschoss wird glatter Putz verwendet. Der Holzbau des Dachgeschosses wird mit horizontalen Lärchenholz-Riemen verschalt. Auch die Fensterläden und die Verschattungs- bzw. Blickschutzelemente vor den Verglasungen im Dachgeschoss werden in Lärchenholz ausgeführt. Alle metallenen Applikationen wie Beschläge, Dachrinnen und Fallrohre werden in dunkel vorpatiniertem Kupfer ausgeführt.